Dieser in Venedig geborene und ausgebildete Maler gilt als eine der einzigartigsten Figuren der venezianischen Renaissancemalerei am Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert.
Er durchlief einen ganz eigenen künstlerischen Werdegang, ausgehend von den Eindrücken des Werks Giovanni Bellinis, wobei er sich von den Arbeiten der Künstler Cima da Conegliano, Antonello da Messina und Albrecht Dürer anregen ließ, um seine eigene Ausdrucksform zu finden, die sich durch ein starkes Maß an Individualität auszeichnet. Eben diese Originalität und dieser Antikonformismus seiner Persönlichkeit führten im Laufe der Zeit dazu, dass er einen immer deutlicher spürbaren Abstand von der lokalen Künstlerszene nahm, die vor allem von der Person und dem Umfeld Tizians gezeichnet war.
Der im Leben wie in der Kunst in sich gekehrte, unruhige, einzelgängerische und scheue Maler Lotto war oft außerhalb der Stadt Venedig, im venezianischen Hinterland sowie in Treviso und Bergamo tätig, wie auch jenseits der Republik Venedig in den Marken und in Rom, wo er am päpstlichen Hof bald einige der wichtigsten Vertreter der italienischen Renaissance, von Raffael bis Michelangelo, kennenlernte. Eben hier in Rom wurde dem Künstler im Palais Scuderie del Quirinale von März bis Juni 2011 eine wunderschöne Ausstellung gewidmet.
Nach seiner Rückkehr nach Venedig übersiedelte er nach einigen Jahren endgültig erst nach Ancona und dann nach Loreto: Sein stilistischer Fußabdruck blieb in den kleineren Kunststädten sehr viel deutlicher erhalten und zeugt von seiner Fähigkeit, Schule zu machen und die folgenden Entwicklungstendenzen vor allem bei der Portraitmalerei und der religiösen Kunst zu beeinflussen.
In der Region Venetien kann man nicht allzu viele Werke bewundern, zweifelsohne hat man jedoch auch hier die Möglichkeit, verschiedene Aspekte dieses kreativen Genies zu würdigen. Sie konzentrieren sich dabei auf zwei Orte.