Die Straße schlängelt sich geheimnisvoll durch das Tal und führt entlang des Sees, der etwas Beunruhigendes an sich hat, da man ihn als tief und kalt empfindet. Der Horizont wird von steilen und wild abfallenden Hängen abgeschnitten, und wenn da nicht die Wegweiser zum Nationalpark wären, würde man am liebsten sofort wieder kehrtmachen. Widerstehen Sie der Versuchung, denn ein Stück weiter zeigt sich das Tal Valle del Mis von seiner besten Seite. Genau dort, wo man denkt, man sei am Ende angekommen, beginnt ein Naturpfad mit dem Botanischen Garten Campanula Morettiana, wo man die ganze Natur des Gebiets auf einem Flecken konzentriert sieht: Wald und Wiese, Felsen und Geröll, und zwar zu didaktischen Zwecken entlang eines für jedermann zugänglichen Waldlehrpfads. Umgeben ist man von den Erhebungen Monti del Sole und dem Massiv Agnelezze, die ebenso unberührt wie unberührbar wirken. Sie werden nur wenig begangen, und dann nur von echten Bergkennern.

Wenig weiter trifft man auf die Karstbecken Cadìni del Brentòn. Dabei handelt es sich um fünfzehn Becken, wo das Gestein vom Wasser des Baches Brentòn ausgewaschen wurde, der mit einer Reihe von Wasserfällen (der bekannteste heißt "Cascata della Soffia") talwärts fließt. Der Weg führt an den Wasserfällen vorbei, und für einen kurzen Moment hat man das Gefühl, verloren zu sein, denn diese Berge sind die urtümlichsten der ganzen Provinz Belluno - ein fast unwirkliches Naturparadies.

Giovanni Stefani