Der Futurismus, d.h. die Kunst der Zukunft, ist unter den Avantgarden des 20. Jahrhunderts diejenige, die am stärksten von einem revolutionären Gefühl der Erneuerung, der Auflehnung gegen die Tradition und dem Glauben an die Möglichkeiten der Zukunft und ihrer technischen Innovationen beseelt war.
Die Künstler der ersten Generation - Umberto Boccioni, dann Carlo Carrà, Luigi Russolo, Antonio Sant'Elia, Giacomo Balla und Gino Severini - wollten die figurative Kunst wiederbeleben, die oft noch an realitätsferne religiöse und mythologische Themen gebunden war. Der Futurismus grenzte sich von der Vergangenheit ab und wurde so zum Vorläufer der Ideen und Erfahrungen des Dadaismus, der russischen Avantgarden und der Neoavantgarden der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er interpretiert eine künstlerische Revolution, die ein "gesamtes" Kunstwerk idealisierte, das die allzu engen Grenzen der Malerei und der Skulptur überwinden konnte.